27.08.25
KI in der Übersetzung: Warum menschliche Expertise unverzichtbar bleibt – Interview mit oneword Geschäftsführerin Andrea Modersohn
Kaum eine Technologie hat die Übersetzungsbranche in den letzten Jahren so grundlegend verändert wie Künstliche Intelligenz. oneword arbeitet seit über acht Jahren mit KI-Systemen – eine Phase intensiver Innovationen und damit verbundenen Erfahrungen. Die Erkenntnis daraus ist eindeutig: KI kann Prozesse enorm beschleunigen, doch exzellente Qualität entsteht nur im Zusammenspiel mit der Expertise erfahrener Übersetzer:innen.
Im Gespräch mit Sara Cantaro, Fachleitung Marketingmanagement, erläutert Andrea Modersohn, Geschäftsführerin von oneword, wie Unternehmen genau diesen Mehrwert nutzen – und welche führende Rolle oneword dabei übernimmt.
Sara Cantaro (SC): Hallo Andrea, schön, dass du dir die Zeit genommen hast, einmal das Thema KI aus deiner Sicht einzuordnen.
Andrea Modersohn (AM): Gerne. Das Thema ist für unsere Branche ja auch extrem wichtig.
SC: Das stimmt natürlich. Manche Unternehmen denken ja, dass KI Übersetzungsprozesse komplett ohne menschliches Eingreifen übernehmen kann. Wie siehst du das?
AM: Systeme wie ChatGPT beeindrucken uns alle. Und sie werden auch oft für Übersetzungen genutzt. Was bei E-Mails, Präsentationen oder auch beim Zusammenfassen von Texten funktioniert, erweckt dann den Eindruck, dass diese Systeme perfekt oder zumindest nahezu perfekt arbeiten. Doch sobald es um professionelle Übersetzungen, z. B. in der Technischen Dokumentation geht, stoßen die Systeme schnell an ihre Grenzen. Denn hier geht es nicht nur um Sprache, sondern immer auch um das Risikolevel.
Ich gebe mal ein etwas drastisches Beispiel: Niemand würde die Übersetzung einer Software für die Steuerung eines Atomkraftwerks allein einer KI überlassen. Der Grund ist einfach: KI kann viel, aber sie macht Fehler. Und genau deshalb bleibt die menschliche Expertise unverzichtbar, besonders dort, wo Präzision, Kontext und Verantwortung gefragt sind.
„Und genau deshalb bleibt die menschliche Expertise unverzichtbar, besonders dort, wo Präzision, Kontext und Verantwortung gefragt sind.“
Andrea Modersohn, Geschäftsführerin oneword
SC: Verstehe. Was würdest du Unternehmen raten, die glauben, dank KI komplett ohne menschliche Übersetzer:innen auszukommen?
AM: Den Traum von vollautomatischen Übersetzungen gibt es seit Jahrzehnten – und er bleibt wahrscheinlich noch eine ganze Weile ein Traum. (lacht) Als Linguistin sage ich: Sprache ist ein hochkomplexes System, und dazu kommen noch die anspruchsvollen Inhalte, die wir täglich übersetzen. Für qualitativ hochwertige Ergebnisse ist menschliche Kontrolle dann einfach unverzichtbar. In vielen Szenarien macht der Einsatz von KI allein schlicht keinen Sinn.
SC: Wo bleibt die Expertise von Übersetzer:innen denn zum Beispiel unverzichtbar?
AM: Large Language Models können mit Sprache umgehen, aber ihnen fehlt die menschliche Fähigkeit zu denken, zu interpretieren und auch fehlende Informationen einzubringen. Außerdem sind die gängigen Modelle weder gezielt auf Übersetzungen trainiert noch auf bestimmte Branchen oder Unternehmen zugeschnitten. Und sie haben Schwierigkeiten, Mehrdeutigkeiten zu interpretieren. Viele Ausgangstexte haben zudem Schwächen, die erst einmal erkannt und gelöst werden müssen. In all diesen Fällen ist die Arbeit von Übersetzer:innen unverzichtbar. Sie bringen nicht nur Sprach- und Fachwissen und ihre Kultur mit ein, sondern übernehmen auch Rollen als Qualitätsmanager:innen, Berater:innen und Language Engineers. Ihre besondere Stärke liegt darin, tiefes Sprachverständnis mit technologischer Kompetenz zu verbinden.
SC: Wie hat sich die Arbeit von Übersetzer:innen durch KI verändert?
AM: Früher haben Übersetzer:innen die Übersetzung selbst erzeugt, heute macht das oft die KI. Übersetzer:innen prüfen diese und passen sie an – das ist ein völlig anderer Prozess und verlangt ganz andere Fähigkeiten.
SC: Welche Probleme entstehen dabei?
AM: Vor allem das Prüfen und Korrigieren sind fordernd und anstrengend. KI-Texte wirken auf den ersten Blick flüssig, aber inhaltlich stimmen sie oft nicht mit dem Ausgangstext überein. Bei technischen Texten liegt die Änderungsquote im Schnitt immer noch zwischen 50-66 % Das heißt: Es schleichen sich Fehler ein, die ein:e Übersetzer:in selbst gar nicht gemacht hätte. Das ist ein echtes Risiko – man muss extrem sorgfältig arbeiten.
SC: Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Wie stellt oneword denn sicher, dass solche Fehler vermieden werden?
AM: Ganz ähnlich wie bei klassischen Übersetzungen – nur mit ein paar Unterschieden. Wir setzen von Anfang an auf hochqualifizierte Fachspezialist:innen, ein mehrstufiges Qualitätssystem und – ganz wichtig – auf Stammübersetzer:innen. Das heißt: Unsere Kund:innen arbeiten langfristig mit denselben Post-Editing-Teams, und so bleiben die Ergebnisse konstant präzise und konsistent. Dazu kommt unsere umfangreiche Feedbackanalyse, um die Qualität des Outputs kontinuierlich zu prüfen und zu verbessern. In manchen Punkten ist der Prozess dadurch sogar aufwendiger als bei klassischen Übersetzungen.
SC: Wann macht denn eine KI-gestützte Übersetzung Sinn – und wann eher nicht?
AM: Das hängt stark vom Fachgebiet, der Sprachkombination, der Textsorte und auch den Vorgaben ab. Wir schließen keinen Text von vornherein oder kategorisch aus, sondern prüfen immer individuell, ob eine maschinelle Vorübersetzung geeignet ist. Wenn aber zu viel korrigiert und nachgebessert werden muss, lohnt sich MTPE irgendwann nicht mehr, rein wirtschaftlich gesehen. Dann ist eine klassische Übersetzung die bessere Wahl.
SC: Gefühlt ändert sich ja wöchentlich etwas beim Thema KI. Wie bleibt oneword da up to date?
AM: Wir arbeiten schon lange mit KI – konkret seit 2017, als die ersten neuronalen Systeme wie DeepL aufkamen. Und seit 2019 sind unsere MTPE-Prozesse nach ISO 18587 zertifiziert. Dadurch haben wir einen klaren Vorsprung, auch wenn sich mit den LLMs in den letzten Jahren natürlich nochmal einiges verändert hat.
SC: Heißt das, für oneword ist das Thema gar nicht so neu?
AM: Genau. Der Post-Editing-Prozess ist im Kern derselbe geblieben.Unsere Übersetzer:innen können wir deshalb gut mitnehmen und gezielt schulen. Außerdem haben wir ein eigenes MTPE-Team, das sich laufend mit allen Entwicklungen rund um MT und KI beschäftigt, unsere Produkte erweitert und unsere Prozesse kontinuierlich überprüft und optimiert.
SC: Zum Schluss würde ich gerne noch einen Blick in die Glaskugel werfen: Wo steht die Übersetzungsbranche in fünf Jahren und welche Rolle wird oneword darin spielen?
AM: Gute Frage – nächste Frage! (lacht) Im Ernst: Niemand kann heute genau sagen, wo wir in fünf Jahren stehen. Was wir aber mit Sicherheit sagen können, ist, dass wir bei oneword nicht abwarten, sondern selbst Trends setzen. Wir entwickeln Lösungen, die das Beste aus beiden Welten verbinden: modernste KI, eingebettet in fachliche menschliche Expertise.
Derzeit investieren wir in eigene LLMs und haben Software im Einsatz, mit der wir unseren Kund:innen schon jetzt die bestmöglichen Ergebnisse liefern können. Dabei arbeiten wir sehr kundenzentriert – denn entscheidend ist für uns, welche Lösungen unsere Kund:innen brauchen. Und genau diese setzen wir flexibel und ohne technische Scheuklappen um.
SC: Tolle Schlussworte! Vielen Dank für das spannende Interview, Andrea.
„Wir entwickeln Lösungen, die das Beste aus beiden Welten verbinden: modernste KI, eingebettet in fachliche menschliche Expertise.“
Andrea Modersohn, Geschäftsführerin oneword
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