23.02.2017

Ist Kontrolle nach ISO 17100 wirklich besser?

Wird von der ISO 17100 gesprochen, ist die erste reflexartige Reaktion in aller Regel der Gedanke, „Heißt das nicht, Übersetzung nach 4-Augen-Prinzip?“. Dabei ist die ISO 17100, die Norm für Übersetzungsdienstleistungen, weitaus mehr…

Die Revision von Übersetzungen gemäß ISO 17100 – was sie bedeutet und welchen Nutzen sie wirklich hat.

Wird von der Kontrolle nach ISO 17100 gesprochen, ist die erste reflexartige Reaktion in aller Regel der Gedanke: „Heißt das nicht, Übersetzung nach 4-Augen-Prinzip?“. Dabei ist die ISO 17100, die Norm für Übersetzungsdienstleistungen, weitaus mehr als diese pauschale Reduzierung auf eine Revision der Übersetzung durch einen zweiten Fachübersetzer. Vielmehr definiert sie umfassende Rahmenbedingungen für den gesamten Übersetzungsprozess und alle daran Beteiligten – ein Punkt, der leider oft unter den Tisch fällt. Das liegt wohl auch daran, dass viele nicht-zertifizierte Dienstleister zwar mit Übersetzungsleistungen gemäß ISO 17100 werben, sich aber aufgrund fehlender Zertifizierung und nicht-stattfindender Audits in den seltensten Fällen mit den sonstigen Inhalten der Norm auseinandersetzen. Ihren Kunden verkaufen sie dann letztlich nur das 4-Augen-Prinzip.
 
So lohnenswert eine Betrachtung der ISO 17100 über das 4-Augen-Prinzip hinaus daher auch sein mag, scheint gerade jenes Detail im Mittelpunkt des Interesses und zahlreicher kontrovers geführter Diskussionen zu stehen. Nutzen wir also die Gelegenheit und werfen einen Blick auf eine Geschichte voller Missverständnisse.

Weil Fehler passieren

Ein Argument, das häufig in der Diskussion um die Raison d’Être der Revision fällt, ist deren vermeintliche Überflüssigkeit. Wieso sollte eine Übersetzung noch einmal gegengelesen werden, wenn sie von einem qualifizierten, erfahrenen Übersetzer angefertigt wurde? Kann man nicht davon ausgehen, dass der Übersetzer von vornherein eine hochwertige Übersetzung liefert?

Auf den ersten Blick mag dies ein ziemlich guter Einwand sein, wenn er nicht einen entscheidenden Punkt außer Acht lassen würde – den Faktor Mensch. Übersetzer, so qualifiziert und erfahren sie auch sind, sind Menschen und Menschen machen ab und zu Fehler. Dies ist dabei weder eine Kritik an der Befähigung von Übersetzern noch ein Zweifel an der Hochwertigkeit ihrer Übersetzungen, sondern eine einfache Tatsache. Der Punkt ist also der: Dieser Beitrag, den Sie gerade lesen, wurde nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben und vom Autor auf das Genaueste geprüft. Dennoch lesen Sie ihn erst, nachdem ein zweites Paar Augen ihn gegengelesen hat – der Feinschliff sozusagen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und Fehler möglichst zu beseitigen.

Mehr als ein Rechtschreibcheck

Fehler passieren und so oft ich diesen Beitrag auch gelesen habe, ist mir dieser eine Kommafehler doch immer irgendwie entgangen, den mein Kollege beim ersten Blick direkt entdeckt hat. Ähnlich verhält es sich mit Übersetzungen und ihrer Revision, wobei die Revision – und dies wird zu oft missachtet – weitaus mehr als das bloße Korrigieren von Rechtschreib- und Grammatikfehlern darstellt. Was ist gemeint?

Ganz einfach: Nur der Revisor kann die Erfüllung der individuellen Anforderungen, die ein Kunde an die Übersetzung stellt, wirklich überprüfen und sicherstellen, dass dessen Spezifikationen, Style Guides, Terminologie, Briefings usw. beachtet und durchgängig umgesetzt wurden.

Projektmanager, so erfahren und kompetent sie auch sind, können dies nur bedingt gewährleisten – immer vorausgesetzt, dass sie die jeweilige Zielsprache beherrschen und übersetzerische Kompetenz besitzen. Gleiches gilt für den Kunden. So ärgerlich ein zu spät entdeckter Rechtschreibfehler auch sein mag, wenn die übersetzte Broschüre bereits tausendfach gedruckt wurde, ist doch das Nicht-Beachten von Kundenanweisungen weitaus kritischer und eine Prüfung daher umso wichtiger. Denkt man bspw. nur an die Vermeidung verbotener Terminologie oder die Nicht-Beachtung von Projektspezifikationen, die wichtig sind, weil der Kunde z. B. internationale Richtlinien wie die brasilianische Maschinenrichtlinie erfüllen muss.

Für die kontinuierliche Qualitätskontrolle

Natürlich müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein, die dafür sorgen, dass die Revision auch tatsächlich ihren Nutzen erfüllt. Der Hauptpunkt ist der Revisor. Revisoren sind dabei keineswegs „bessere“ Übersetzer, auch sind sie nicht unfehlbar. Was sie jedoch auszeichnet und in gewisser Weise unterscheidet, ist ihr geschulter Blick und das Bewusstsein, dass Verbesserungen nur dort erfolgen, wo sie nötig sind, sprich eine antrainierte Zurückhaltung zu üben und Fehler auch nur dort zu sehen, wo es sie tatsächlich gibt. Revisoren prüfen dabei nicht nur Satz gegen Satz, sondern die Texte als Ganzes, kontrollieren, ob sie die vom Kunden definierten Anforderungen und Zwecke erfüllen – im Falle einer Transkreation bspw. die passende Aufbereitung der Übersetzung für ein klar definiertes Zielpublikum – und bewerten sie abschließend nach festgelegten Kriterien. oneword orientiert sich dabei z. B. an den Vorgaben der SAE J 2450.

 

Korrekturen stellen dabei nicht selten Ausnahmen dar. Oft ist das Ergebnis einer Revision also schlicht, dass keine Änderungen an der Übersetzung vorgenommen werden müssen. Macht dies die Revision dann nicht tatsächlich überflüssig? Rechtfertigt sie den Zeit- und Kostenaufwand, wenn es nichts zu verbessern gibt? Absolut! Denn Revision bedeutet nicht die Änderung jeder Übersetzung, sondern die kontinuierliche Qualitätskontrolle aller Übersetzungen. Wie gesagt, Fehler sind menschlich und es lässt sich nicht voraussehen, wann und aus welchen Gründen (Missverständnis, Flüchtigkeit o. Ä.) sich Fehler in die Übersetzung einschleichen.

 

Die Revision ist sozusagen das Netz und der doppelte Boden jedes Übersetzungsprozesses. Ein Vergleich soll dies verdeutlichen. Jeder besonnene Trapezkünstler wird nicht einfach nach 20 Jahren professioneller Erfahrung plötzlich auf sein Fallnetz verzichten, auch wenn seit zwei Jahrzehnten immer alles gut gegangen ist und er sich offensichtlich auf seine Expertise und Erfahrung verlassen kann. Stattdessen wird er tief durchatmen und sich sagen: „Better safe than sorry“.

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