Neue Norm DIN 8579

15.07.2022

Risiken von Übersetzungsfehlern und Zusatzkosten mindern durch übersetzungsgerechtes Schreiben

Anfang Juli erschien die neue Norm DIN 8579 „Übersetzungsgerechtes Schreiben – Texterstellung und Textbewertung“. Wir werfen einen Blick in die Details und erläutern, warum Verfasser:innen von Fachtexten, die übersetzt werden sollen, an dieser Norm nicht vorbeikommen.

Technische Redakteur:innen und andere Verfasser:innen von Fachtexten arbeiten bereits mit Leitfäden und Normen für die technische Dokumentation – darunter etwa die Doku-Norm IEC/IEEE 82079-1, unternehmensinterne Stilrichtlinien und andere, auch softwaregestützte Hilfsmittel. Doch obwohl IEC/IEEE 82079-1 Empfehlungen für die Übersetzung von Anleitungen formuliert und die Anforderungen an Ausgangstexte implizit auch für die fremdsprachlichen Anleitungen gelten, ist eine IEC/IEEE 82079 1-konforme Anleitung nicht automatisch für eine Übersetzung optimiert.

Es gibt zwar bereits anerkannte Regeln und zahlreiche, teils umfangreiche Handouts zum Thema übersetzungsgerechtes Schreiben, doch in der Praxis werden diese zu selten berücksichtigt. Hier setzt die neue Norm DIN 8579 für regelkonformes, übersetzungsgerechtes Schreiben an und schafft mit vielen praxisnahen Beispielen Abhilfe.

Eine gemeinsame Norm von Expert:innen beider Seiten

Für die Erarbeitung der Norm wurde 2019 eigens ein neuer Arbeitskreis gegründet, in dem sich Vertreter:innen der DIN-Arbeitsausschüsse „Übersetzungsdienstleistungen“ und „Technische Dokumentation“ zusammenfanden, um Verfasser:innen von übersetzungsrelevanten Fachtexten einen praktischen Leitfaden für übersetzungsgerechte Ausgangstexte an die Hand zu geben.

Beide Arbeitsausschüsse ergänzten sich optimal in diesem Arbeitskreis und haben mit DIN 8579 nicht etwa einen weiteren Redaktionsleitfaden herausgebracht, sondern ein Dokument, das die ideale Ergänzung etwa für IEC/IEEE 82079-1 darstellt. In jedem Kapitel und jedem Punkt wird deutlich, welche Auswirkungen die Nichtbeachtung der Empfehlungsnorm explizit beim Übersetzen, bei der Verwendung von Übersetzungstechnologie (CAT-Tools) oder im finalen übersetzten Text haben kann und warum. Greifbar gemacht wird dies anhand zahlreicher unterstützender Positiv- und Negativbeispiele.

Positiv hervorzuheben ist außerdem, dass sich die Norm grundsätzlich an alle am Übersetzungsprozess beteiligten Stakeholder richtet: Verfasser:innen, Lektor:innen, Übersetzer:innen, Tool-Hersteller:innen und auch Betreiber:innen maschineller Übersetzungssysteme.

Praxisrelevanter Nutzen im Vordergrund

Wird beim Erstellen von Fachtexten schon an die internationale Verwendung und somit an die Übersetzung und den Einsatz von Übersetzungstechnologie gedacht – und wird dies bei der Textproduktion entsprechend berücksichtigt –, können Nachfragen der Übersetzer:innen minimiert, Übersetzungsfehler vermieden und dadurch Übersetzungskosten und -aufwände reduziert werden.

Die neue Norm behandelt daher nicht nur Themen wie Formatierung, Terminologie, Grammatik, Syntax und Stil oder die Darstellung von Inhalten, sondern auch weitreichende Anforderungen an die Art der Beauftragung – also die Schnittstelle zwischen Texterstellung und Übersetzung (Dateiformate, Referenzmaterial etc.) und ebenso Kriterien und Hilfestellungen, um die Eignung eines Texts für die Übersetzung oder den Aufwand für etwaiges Präeditieren zu bewerten.

Fazit: DIN 8579 war überfällig

Ein auf DIN 8579 basierendes, übersetzungsgerechtes Schreiben von Ausgangstexten kann zu weniger Missverständnissen und Fehlern in der Übersetzung führen und Zusatzaufwände und notwendige Nachformatierungen sowie Rückfragen reduzieren. Da übersetzungsgerechte Texte im Idealfall keine Mehrdeutigkeiten, unklaren Bezüge, inkonsistente Terminologie und viele andere sprachliche und formale Stolperfallen enthalten, sind sie letztlich auch für Anwender:innen optimiert, die die Anleitung in der Originalsprache lesen. Die Norm ist also ein absolutes Multitalent und ein Win-win für alle Sprachen einer Anleitung!

Für interessierte Fachanwender:innen lohnt sich eventuell der Erwerb des neu aufgelegten Normenhandbuchs „Normen für Terminologiearbeit, Technische Redaktion und Übersetzen“. Die umfangreiche Sammlung enthält auf fast 600 Seiten eine Vielzahl von Normen – darunter auch DIN 8579, IEC/IEEE 82079-1 und ISO 17100 –, die für Übersetzungen und weitere Aspekte des Übersetzungsprozesses, aber auch für Terminologiearbeit und technische Redaktion relevant sind. Das Handbuch erscheint im September und ist bereits vorbestellbar.

Weiterführende Informationen:

Blog: Was ist übersetzungsgerechtes Schreiben?

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