22.07.2025

KI-Übersetzung braucht Expertise: Wie Übersetzer:innen heute Qualität gewährleisten

Die professionelle Übersetzung befindet sich im Wandel. Durch maschinelle Übersetzung und KI verändern sich die Anforderungen. Für Unternehmen, die auf professionelle Übersetzungen angewiesen sind, stellt sich die Frage: Welche Rolle spielen Übersetzer:innen in dieser neuen Welt? Die Antwort mag überraschen: Ihre Bedeutung wächst – nur ihre Aufgaben wandeln sich grundlegend.

Von der reinen Übersetzung zur strategischen Machbarkeitsanalyse

Übersetzungsdienstleistungen beginnen heute lange vor dem ersten übersetzten Wort. Die Machbarkeitsanalyse für den Einsatz maschineller Übersetzung ist zu einer zentralen Kompetenz von Sprachdienstleistern und Übersetzer:innen geworden. Dabei wird geprüft, ob Textsorte, Sachgebiet und Sprachkombination für maschinelle Vorübersetzung geeignet und welche Einsparungen realistisch erreichbar sind. Diese Einschätzung erfordert ein tiefes Verständnis sowohl der Sprachen als auch der technologischen Möglichkeiten und Grenzen.

Bei oneword zeigt sich die Relevanz dieser Expertise deutlich: Über 75 Prozent unserer Topkund:innen nutzen bereits maschinelle Übersetzungslösungen, denen immer eine sorgfältige Prüfung durch unsere Fachexpert:innen vorausgeht. Denn nicht jedes Projekt eignet sich für MTPE (Machine Translation + Post-Editing). Die Entscheidung darüber treffen bei uns Menschen mit jahrelanger Erfahrung, die genau wissen, wann Technologie einen Mehrwert bietet und wann traditionelle Humanübersetzung die bessere Wahl ist.

Post-Editing: Die unterschätzte Königsdisziplin

Eine in vielen Unternehmen noch verbreitete Fehleinschätzung lautet: „Wir lassen das durch die Maschine übersetzen und dann liest da nur nochmal kurz jemand drüber.“ Tatsächlich jedoch umfasst Post-Editing – die Nachbearbeitung maschineller Übersetzungen durch Menschen – ein breites Spektrum anspruchsvoller Tätigkeiten.
Die Bewertung des maschinellen Outputs erfolgt nach der bewährten „Drittel-Regel“: Nur wenn mindestens ein Drittel des Outputs unverändert bleiben kann, ein weiteres Drittel lediglich leichte Anpassungen benötigt und höchstens ein Drittel stark überarbeitet werden muss, ist der Einsatz von MTPE effizient und sinnvoll. Diese Einschätzung erfordert nicht nur sprachliche, sondern auch analytische Fähigkeiten.

Besonders herausfordernd sind die subtilen Fehler moderner KI-Systeme. Während frühere MT-Systeme auch offensichtliche grammatikalische Fehler produzierten, erzeugen heutige Systeme – egal ob MT oder KI – flüssig klingende und sprachlich korrekte Texte, in denen dennoch viele Fehler stecken können. Halluzinationen – also von der KI erfundene, aber plausibel klingende Informationen – erfordern genauso wie weggelassene Wörter oder unpassende Fachtermini höchste Aufmerksamkeit und Fachkenntnis.

Die Evolution der Übersetzungskompetenz: Neue Aufgabenfelder

Mit dem Aufkommen von NMT und LLMs hat sich das Kompetenzprofil von Übersetzer:innen deutlich erweitert. Was früher primär fachspezifische Spracharbeit war, entwickelt sich heute zu einer Kombination aus linguistischer, technischer und strategischer Expertise.

Die Terminologieerstellung beispielsweise ist eine hochspezialisierte Aufgabe, der durch MT-Einsatz noch mehr Bedeutung zukommt. Übersetzer:innen recherchieren nicht nur die passenden Fachtermini, sondern steuern auch deren konsistente Verwendung über verschiedene Systeme hinweg. Der Terminus „Einspritzdüse“ muss dann beispielsweise verlässlich als „injection nozzle“ und niemals mit „injector“ oder „spray nozzle“ übersetzt werden, da es sonst zu kostspieligen Missverständnissen kommen kann. Dank Glossareinbindung lassen sich Terminologievorgaben in NMT- und LLM-Systeme einbinden, benötigen dafür aber eine bestimmte Struktur und Zuordnung. Die Aufbereitung der Daten erfordert das Verständnis, wie unterschiedliche MT-Systeme und LLMs Terminologie verarbeiten.

Ein weiteres Kompetenzfeld der Übersetzer:innen und MTPE-Dienstleister ist die systematische Fehleranalyse. Posteditor:innen und MTPE-Expert:innen entwickeln sich dabei zu Datendetektiven, um Muster in Übersetzungsfehler zu erkennen und daraus Regeln zur Systemverbesserung abzuleiten.

Von Language Engineering zu Prompt Engineering

Gerade mit Blick auf den Einsatz von LLMs kommt der Fehleranalyse eine besondere Bedeutung zu, da sich bisherige Fehlerquellen durch entsprechende Anweisungen (Linguistic Prompts) reduzieren oder ganz vermeiden lassen. Sprachexpert:innen entwickeln dabei maßgeschneiderte Linguistic Prompts für unterschiedlichste Anforderungen: Von der formalen Umsetzung bestimmter Vorgaben und der stilistischen Anpassung für verschiedene Zielgruppen über die Integration unternehmensspezifischer Terminologie bis hin zur kulturellen Lokalisierung.

Doch auch Language Engineering, also die strategische Optimierung von Sprachdaten und -prozessen, zählt zu den Kernkompetenzen im Übersetzungsbereich. Übersetzer:innen analysieren und bereinigen zum Beispiel riesige Translation Memorys, die als Datengrundlage für den KI-Einsatz in Unternehmen dienen können. Auch der Auf- und Ausbau von Terminologiedaten oder das Aufsetzen von Workflows für MTPE und Feedbackanalysen sind Aufgaben, die immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Qualitätssicherung auf neuem Niveau: Standards als Fundament

Auch die Qualitätssicherung hat sich von der reinen Fehlerkorrektur zu einem mehrdimensionalen Prozess entwickelt. International anerkannte Standards bilden dabei das Fundament: DIN EN ISO 17100 definiert Anforderungen an Übersetzungsdienstleistungen, während DIN ISO 18587 spezifisch das Posteditieren maschineller Übersetzungen regelt. Ergänzt durch DIN EN ISO 9001 für Qualitätsmanagementsysteme entsteht ein umfassendes Qualitäts-Framework, das wir als einer der führenden Sprachdienstleister vollständig implementiert haben.

Diese Standards sind mehr als Zertifikate an der Wand. Sie definieren konkrete Prozesse, in denen menschliche Expertise unverzichtbar bleibt: Von der Auswahl qualifizierter Übersetzer:innen über mehrstufige Qualitätskontrollen bis zur systematischen Fehleranalyse. Besonders ISO 18587 macht deutlich, dass Posteditieren weit über „schnelles Drüberlesen“ hinausgeht. Sie fordert spezifisch qualifizierte Posteditor:innen mit nachgewiesener Kompetenz in maschineller Übersetzung sowie etablierte Prozesse für die Machbarkeitsanalyse und den Umgang mit Feedback.

In der Praxis bedeutet das: Übersetzer:innen entwickeln sich zu Prozessarchitekt:innen. Sie erstellen detaillierte Leitfäden für verschiedene Texttypen und Sachgebiete. Für Technische Dokumentationen gelten dabei völlig andere Kriterien als für Marketingtexte: Während bei ersteren absolute terminologische Präzision und Eindeutigkeit im Vordergrund stehen, erfordern letztere kulturelle Adaptation und kreative Freiheit.

Der detaillierte Feedbackprozess, wie wir ihn bei oneword implementiert haben, zeigt die Bedeutung dieser systematischen Arbeit: Aus tausenden Post-Editing-Projekten entstehen wertvolle Erkenntnisse über typische Fehlerquellen verschiedener MT-Systeme und LLMs. Diese Daten fließen direkt in die kontinuierliche Optimierung unserer Prozesse ein. Eine Aufgabe, die nur durch die Expertise erfahrener Sprachprofis möglich ist.

Fazit: Investition in Expertise zahlt sich aus

Die Übersetzungsbranche durchlebt eine Transformation zu immer anspruchsvolleren und vielschichtigeren Aufgaben. Hochqualifizierte Übersetzer:innen bringen neben exzellenten Sprachkenntnissen und tiefem branchenspezifischen Fachwissen heute zunehmend auch technische, organisatorische und beratende Fähigkeiten mit.

Für Ihr Unternehmen bedeutet das: Die im Artikel beschriebene Expertise macht professionelle Übersetzungsdienstleister und Expert:innen zum entscheidenden Erfolgsfaktor, um aus KI-Potenzial realen Geschäftsnutzen zu machen.

Übersetzer:innen sind heute Language Engineers, Qualitätsmanager:innen und strategische Berater:innen – also Expert:innen, die tiefes Sprachverständnis mit technologischer Kompetenz verbinden. Sie sorgen dafür, dass Ihre internationale Kommunikation nicht nur sprachlich korrekt, sondern auch kulturell treffend und technisch optimiert ist.

Sie möchten erfahren, wie moderne Übersetzungsprozesse Ihrem Unternehmen konkrete Vorteile bringen? Unsere Expert:innen zeigen Ihnen gerne, wie Sie mit unserer oneSuite-Plattform und maßgeschneiderten MTPE-Lösungen Ihre Übersetzungskosten senken und gleichzeitig die Qualität steigern. Vereinbaren Sie gerne ein unverbindliches Beratungsgespräch.

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