16.02.2024

Neue Norm ISO 5060: Übersetzungsqualität systematisch durch standardisierte Evaluierung einschätzen

Im Februar ist die neue Norm ISO 5060 „Translation Services — Evaluation of Translation Output — General Guidance“ erschienen. Wir werfen einen Blick in die Details und erläutern, warum Auftraggeber und Übersetzungsdienstleister, die die Qualität einer gelieferten Übersetzung einschätzen wollen, an dieser Norm nicht vorbeikommen.

Es gibt immer mehr gesetzliche Vorschriften für Produkte und deren technische Dokumentation, wie zum Beispiel die Maschinenrichtlinie oder die Medizinprodukteverordnung (MDR). Diese Vorgaben führen nicht nur in der Technischen Redaktion, sondern auch in den Übersetzungsprozessen zu immer mehr und höheren Anforderungen. Schließlich sollen für die Anwender:innen der Produkte Risiken minimiert, für die Hersteller:innen Haftungsfällen vorgebeugt und rechtliche Vorgaben erfüllt werden. Gleichzeitig steigen jedoch die Risiken durch den verstärkten, oft unprofessionellen Einsatz von maschineller Übersetzung und künstlicher Intelligenz.

Seit 2020 arbeitet das ISO-Gremium für Übersetzungsdienstleistungen unter der Projektleitung von Dr. Christopher Kurz am Normenprojekt ISO 5060. Die Norm wurde von Expert:innen aus der Branche für Auftraggeber:innen, Übersetzungsdienstleister, Übersetzer:innen und andere interessierte Parteien geschrieben, die ihre eigene oder die an sie gelieferte Arbeit evaluieren möchten. Auch Fachleute, die etwa am MQM-Framework mitgearbeitet haben, waren Teil des Gremiums, ebenso wie unsere Fachleitung Qualitätsmanagement, Eva-Maria Tillmann, als eine der Vertreter:innen des DIN. Die deutsche Fassung DIN ISO 5060 ist ebenfalls kurz vor der Fertigstellung.

Ein neuer Maßstab für Qualität

Qualität braucht immer einen verständlichen Maßstab und kann, unabhängig von Thema und Kontext, nur im Zusammenhang von gestellten Anforderungen betrachtet werden. Sie ist dann erreicht, wenn alle Anforderungen an ein Produkt oder eine Dienstleistung erfüllt sind.
Die Normen ISO 17100 für humane Übersetzung und ISO 18587 für das Posteditieren maschineller Übersetzung und nicht zuletzt auch die ISO 9001 verpflichten Dienstleister daher, Kundenanforderungen zu identifizieren, zu dokumentieren und Prozesse hin zum Übersetzungsprodukt sowie die Qualitätssicherungsmaßnahmen und -kontrollen so zu gestalten, dass idealerweise alle Anforderungen bei Lieferung an die Kund:innen erfüllt sind.

Systematische Evaluierung …

Übersetzungen müssen also als ein Produkt betrachtet werden, das Anforderungen erfüllen muss. Für dessen Bewertung ist der systematische Vergleich von ausgangssprachlichem Inhalt und zielsprachlichem Inhalt unter Berücksichtigung der Spezifikationen des Übersetzungsprojekts unerlässlich. Die neue Norm ISO 5060 für die Evaluierung von Übersetzungen ist ein ideales Mittel, um zu einem sinnvollen und objektiven Urteil über die Qualität einer gelieferten Übersetzung zu gelangen.

Mithilfe der Norm können sowohl humane Übersetzungsergebnisse als auch posteditierte maschinelle Übersetzungen und sogar uneditierte maschinelle Übersetzungen bewertet werden. Die Evaluierung kann über das volle Dokument oder nur einen Auszug und nach jedem Schritt des Übersetzungsprozesses erfolgen – je nachdem, was und wen man evaluieren will. Auftraggeber:innen können damit die Gesamtleistung ihrer Lieferant:innen bewerten. Übersetzungsdienstleister wiederum können einzelne Leistungen der Übersetzer:innen, Revisor:innen oder Posteditor:innen oder die Ergebnisse einzelner maschineller Übersetzungssysteme systematisch und objektiv einschätzen. Dies ist auch rückwirkend möglich, z. B. bei einer Reklamation zu gelieferten Übersetzungen.

Für diese systematische Herangehensweise ist es unerlässlich, dass die Evaluierungen nach festen Regeln erfolgen und dass Evaluator:innen über entsprechende Kompetenzen verfügen. So müssen Evaluierungen – unabhängig davon, wer evaluiert – immer reproduzierbar sein und über einen längeren Zeitraum hinweg nach denselben Kriterien erfolgen, so dass eine Entwicklung erkennbar ist.

… nach unterschiedlichen Kriterien

Für unterschiedliche Textsorten oder Abteilungen können unterschiedliche Anforderungen an Übersetzungen gelten, daher können auch die Evaluierungskriterien sehr divers sein. Doch die Norm hilft, für alle Anwendungsfälle passende, auf den konkreten Anforderungen beruhende Evaluierungssysteme zu erstellen. Dabei können Auftraggeber:innen und Dienstleister auch gleich ihre Anforderungen überprüfen. Denn wenn eine Anforderung nicht klar genug formuliert ist, kann im Zweifelsfall auch nicht eindeutig entschieden werden, ob sie erfüllt wurde oder ob ein Übersetzungsfehler vorliegt.

Konkret hilft die Norm Anwender:innen unter anderem bei der Erstellung einer Fehlertypologie und erläutert Fehlergewichtung, Schweregrade und kritische Fehler. Sie leitet durch das Vorgehen bei der Evaluierung, bei der Erstellung von Stichproben und einem Evaluierungsbogen und nennt Vorgaben für die Kompetenzen von Evaluator:innen. Damit ist die Norm ISO 5060 ein wichtiges Handwerkszeug für alle, die Qualität einschätzen und optimieren wollen.

Möchten Sie mehr über die standardisierte Evaluierung von Übersetzungsqualität oder die neue Norm erfahren? Dann können Sie unter e.tillmann@oneword.de gern Kontakt mit unserer Fachleitung Qualitätsmanagement aufnehmen.

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