18.03.2022

Softwarelokalisierung und MTPE

Softwarelokalisierung und maschinelle Übersetzung – geht das gut?

Unter den richtigen Voraussetzungen kann die maschinelle Übersetzung einen wesentlichen Beitrag zur Lokalisierung effektiver und nutzerfreundlicher Softwareprodukte in jeder gewünschten Sprache leisten. Wir erläutern, wie das am besten funktioniert.

Weshalb und wie sich maschinelle Übersetzung besonders für Softwareunternehmen eignet

Der weltweite Absatz von Softwareprodukten hängt maßgeblich davon ab, dass sie in jeder Sprache und jeder Kultur einfach verstanden und genutzt werden können. Die stimmige Lokalisierung gewährleistet dies, wenn die Parameter bei der Vorbereitung und Durchführung stimmen.

Viele Chancen und Möglichkeiten …

Der Einsatz maschineller Übersetzung (Machine Translation, MT) verspricht mehr Effizienz und schnellere vielsprachige Ergebnisse. Davon kann die Softwarebranche tatsächlich sehr profitieren. Denn gerade bei der Softwaredokumentation, bei Onlinehilfen, Handbüchern und Support-Texten oder auch Ressourcendateien und Strings erzielt die maschinelle Übersetzung einen Qualitätsgrad, den MT-Systeme in anderen Branchen und Fachgebieten zumeist nicht erreichen.
Der Intento-Report zur maschinellen Übersetzung hat dies schon 2020 belegt: „The highest MT quality is available for Computer Software, Legal Services, and Telecommunications, with Software Strings and Documentation, Support Content, Policies, Processes and Procedures being the most accessible content types.“

Angesichts standardmäßig kurzer Produktzyklen, agiler Sprints und umfangreicher Dokumentationen ist es ein deutlicher Vorteil, entsprechende Übersetzungen schnell und kostengünstig verfügbar zu haben. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass für die Softwareübersetzung auf branchen- bzw. domänenspezifische MT-Systeme zurückgegriffen werden kann, die praktisch ad hoc und ohne MT-Training verfügbar sind. Vielfach sind sogar die sehr kostengünstigen generischen „Allrounder”-MT-Systeme einsetzbar, die bereits eine Vielzahl an Sprachrichtungen und Fachgebieten in guter Qualität abdecken und Anfangsinvestitionen in maschinelle Systeme und Trainingszeiten ebenso obsolet machen.

… im Abgleich mit Grenzen und Risiken

Bei näherem Hinsehen zeigen sich im professionellen Kontext jedoch auch Grenzen und Risiken der maschinellen Übersetzung von Softwareprodukten. Allen voran einiges Fehlerpotenzial bei der Lokalisierung und bei der Usability.

So kann ein MT-System zum Beispiel keinerlei Kontext in Form von kulturtypischen, rechtlichen oder sonstigen Nutzerkonventionen berücksichtigen, sondern betrachtet jeden Satz für sich „kontextneutral” von Punkt zu Punkt.
Anders als bei der Humanübersetzung, wo in der Regel das Softwareprodukt oder Referenzmaterial zur Verfügung stehen und sich genau recherchieren lässt, was mit einem bestimmten Wort und seiner Beziehung gemeint ist, muss ein MT-System an dieser Stelle „raten“. Ohne den schlüssigen Kontext kann es bei der Übersetzung nicht konsistent sein. Eben dies ist für Menüs, Befehle, Funktionen etc. auf der Benutzeroberfläche, eine übergreifend verständliche Wortwahl und eine komfortable Usability allerdings unabdingbar.

Generell eignet sich die maschinelle Übersetzung nur begrenzt für Benutzeroberflächen, Panels, Displays und Human-Machine-Interfaces (HMI), die zugleich sehr komplex, sehr kontextarm und oft platzbegrenzt sind.

Softwarelokalisierung und MTPE – das geht gut!

Die Ergebnisse der maschinellen Übersetzung sind respektabel und werden zunehmend besser. Je nach Softwareinhalten werden deshalb auch vermehrt Benutzeroberflächen mit Hilfe von MT-Systemen vorübersetzt. Doch ohne Überblick und Einordnung in den Kontext bleiben auch die möglichen Fehler und Fehlerquellen beachtlich hoch. (Es gibt so viele, dass wir sogar einen eigenen Leitfaden zu ihrer Vermeidung im Angebot haben.)

Insbesondere bei der MT-affinen Softwarelokalisierung gilt: Benutzeroberfläche und Handbuch müssen von den Inhalten und der Terminologie übereinstimmen. Ein MT-System kann dies nicht leisten, weil es immer wieder neue Wahrscheinlichkeiten errechnet. Unabhängig ob branchenspezifisch trainiert oder generisch, bleibt es in der Regel nicht konsistent.
Würde ein MT-System zu diesem Zweck eigens auf Fach- und Firmeninhalte trainiert – also ein Customized MT-System entwickelt – bräuchte es sehr große Trainingskorpora. Zeit- und Kostenaufwände für deren Erstellung und Anwendung stehen für die meisten Softwareanbieter allerdings nicht zur Debatte.

Nicht ohne meine:n Posteditor:in

Den großen Unterschied und Schritt zu konsistenten und schlüssigen Ergebnissen markiert die zuvor versteckte, kleine Silbe „vor“. (Hatten Sie’s bemerkt?) In der professionellen Anwendung dient die MT der Vorübersetzung und wird durch den Zusatz PE zu Machine Translation + Post-Editing, kurz MTPE, komplettiert.
Das PE benennt dabei die entscheidende Phase, in der maschinelle Vorübersetzungen von ausgebildeten Übersetzer:innen und Linguist:innen – den Posteditor:innen – korrigiert, ergänzt und nach spezifischen Vorgaben sowie der DIN ISO 18587 vereinheitlicht werden.

Strategie Softwarelokalisierung + MTPE; Grafik mit Projektschritten: Start, Definieren, Inhalt, Angebot, Beauftragung, Lokalisierung, Qualitästmanagement, Go Live

Strategie Softwarelokalisierung + MTPE  (Quelle: oneword GmbH)

Fazit: Konsistenz entscheidet, Machbarkeit zählt

Die maschinelle (Vor-)Übersetzung birgt gerade für Software und Softwareprodukte sowie das gesamte Produktmarketing vielfach enorme Kosten- und Zeitvorteile. Bei der Übersetzung von Benutzeroberflächen sind Aufwand und (wirtschaftlicher) Nutzen allerdings genau abzuwägen: In einigen Fällen empfiehlt sich eine humanübersetzte Benutzeroberfläche – quasi als Start- oder Referenzobjekt für den Translation-Memory- und Terminologieaufbau –, die dann folgerichtig für weitere MTPE-Anwendungen, etwa von Handbüchern und Dokumentationen, herangezogen wird. Auf diese Weise entsteht ein korrektes, treffsicheres und kostengünstiges Ergebnis, das mit einer Humanübersetzung vergleichbar ist.

Jedes Softwareprodukt und jede Lokalisierung haben individuelle Voraussetzungen und Anforderungen. Um diese zu erfassen, braucht es zunächst eine Bedarfs- und Machbarkeitsanalyse – und darauf basierend die richtige Strategie für die MTPE-gestützte Softwarelokalisierung mit optimierten Prozessen, Kosten und Durchlaufzeiten.

Sprechen Sie mit uns. Unsere Expert:innen stehen zur Verfügung, um gemeinsam Ihre künftige Lokalisierungsstrategie zu entwickeln.

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